Doch nicht nur Glücksspiel- Jetons finden sich in den Räumen der Bhagvti Traders sogar einen ganzen Roulett- Tisch kommt in unser Sichtfeld.
Er ist an einen Stapel von Kabinenmatratzen gelehnt.
Wir sind in unmittelbarer Nähe des Abwrackstrandes von Alang.
Der Weg rechts und links ist gesäumt mit einer Vielzahl alter Rettungsboote.
Sie alle sind von den großen alten Schiffen, die hier verschrottet wurden.
So entdecken wir Rettungsboote aus dem Schüttgutfrachter "Diamond Sun Tansania Zanzibar", ein Schiff, das 2019 hier in Alang verschrottet wurde.
Auf der staubigen Straße, welches das letzte Teilstück zu den Abwrackplätzen ist, dominieren die Farben rot und orange.
Bojen, Rettungsboote, Schwimmwesten und Rettungsringe sind hier zu großen Gruppen gesammelt.
Es gibt hier solch große Mengen an altem Schiffsinterior, dass sich buchstäblich überall darin baden lässt.
Es ist eine große Freude, durch die großen Berge alter Schiffsausstattung zu steigen und überall wundervolle Dinge zu entdecken.
Wir finden Rettungsringe aus dem Versorgungsschiff "Dolphin Princess III"
Das war ein Ankerziehschlepper, der zuletzt unter der Flagge Samoas Ölbohr- Inseln betreute und dessen letzte Reise im Dezember 2018 in Alang endete.
Zahlreiche Dinge sind mit den Namen bekannter Steueroasen gemarkt.
Dort waren viele der hier verschrotteten Schiffe einstmals registriert.
"Panama" ist häufig zu lesen, aber auch "Nassau" (Bahamas) ist ein oft vertretener Name.
Einige Schritte weiter entdecken wir einen Unterstand, der mit großen Mengen an Porzellan gefüllt ist.
Der Shopmanager erklärt uns, dies wäre das Geschäft der "Bhagvti Traders", einer Gruppe von Geschäfstleuten, die in Alang Waren direkt vom Schiff aufkaufen und reicht uns eine Visitenkarte.
Vor allem normale Haushaltswaren sind sein Gebiet, aber auch alles Andere von alten Schiffen gehört zu seinem Portfolio.
Er erläutert uns, dass Tassen, Teller oder Schalen hier nicht pro Stück gehandelt werden, sondern in Kilogram.
Ein Kilo, fährt er fort, koste cirka 50 Cent, egal welcher Art und Beschaffenheit.
Wir beginnen, das Porzellan näher zu betrachten und stellen verblüfft fest, dass gleich die ersten Stücke aus Deutschland stammen.
Es ist Bordgeschirr aus den 1990er Jahren von Flugzeugen der Lufthansa.
Doch nicht nur kleine Schalen, wie sie in Flugzeugen verwendet werden, sind mit dem Logo der Lufthansa versehen.
Auch tiefe und große Suppenteller, ja sogar Servierschüsseln und Kuchenplatten sind mit dem Lufthansa- Emblem gemarkt.
Wir sind verwirrt und ratlos. Stellt die Lufthansa auch Geschirr für Kreuzfahrtschiffe her? Für ein Flugzeug jedenfalls, scheinen uns diese Keramikgefäße zu groß.
Wir stellen fest, dass die meisten Objekte, die hier angeboten werden, in Europa und den USA um ein Vielfaches wertvoller sind.
Ein solcher größerer Teller aus dem Hause Lufthansa kostet hier am Rande der Abwrackwerft von Alang cirka 50 Cent, in Europa wäre er mindestens 5,00€ wert.
Noch deutlicher ist der Unterschied bei den vielen Tellern, die mit den Markungen namenhafter Kreuzfahrt- Unternehmen bedruckt sind.
Hier eine Schale der Commodore Cruise Line (Sonderedition Millennium Cruise 2000), der in einigen Jahren möglicherweise ein begehrter Sammelgegenstand sein wird.
Der Essteller im linken Bild stammt von der dänischen Containerschiff- Reederei "Maersk" und kommt mutmaßlich von Bord eines Frachtschiffes.
Auch die Teller im rechten Bild haben klassisch maritimen Charakter.
Neben den Tischen mit Geschirr stoßen wir auf große Mengen an Jetons.
Diese Geldwertzeichen sind unter dem Namen "Casino- Chip" in Europa äußerst populär.
Der Händler bemerkt unser Interesse und erklärt:
"Ich weiß, in der westlichen Welt sind diese Plastikteile mit einer besonderen Magie umgeben und es gibt viele Sammler.
Hier in Alang haben sie keinen Wert. Glücksspiel ist in Indien nicht gestattet."
Dazu kommt, dass auf jedem Kreuzfahrtschiff, das in hier abgewrackt wird, mindestens ein, oft sogar mehrere Kasinos sind.
Jede Spielbank umfasst Tausende von Jetons, daher ergießen sich alljährlich große Fluten dieser Chips über das Land.
So werden auch sie nur in der Einheit "Kilogramm" (ungefähr 50 Cent) gehandelt, sogar wenn sie mit "Louis Vuitton" oder "Harley Davidson" bedruckt und in edlen Lederkisten verwahrt sind.
Doch nicht nur Glücksspiel- Jetons finden sich in den Räumen der Bhagvti Traders sogar einen ganzen Roulett- Tisch kommt in unser Sichtfeld.
Er ist an einen Stapel von Kabinenmatratzen gelehnt.
Während wir den Shop weiter erkunden, stellen wir fest, hier gibt es genug Material um ein größeres Kasino auszustatten.
"Ist so ein Casino- Spieltisch teuer?" möchte ich wissen und der Händler erklärt mir:
"Wie sie wissen, ist Glücksspiel ist in Indien nicht gestattet.
Daher kann man sie eigentlich nur als Bett verwenden.
Als Betten sind sie nicht sehr komfortabel und so ist der Preis gering."
"Nützlicher und damit wertvoller" fährt der Shopmanager fort "sei die Barbestuhlung eines Schiffsrestaurants."
Er verweist auf die hinter den Spieltischen stehenden Barhocker und erklärt: "Hoteleigentümer aus ganz Indien kommen nach Alang um ihre Gasträume mit Stühlen, Betten, Matratzen und Sesseln aus Kreuzfahrtschiffen auszustatten."
Für diese Geschäftsleute sei es vorteilhaft gleichartige Möbelstücken zu günstigen Preisen erwerben zu können, die obendrein von sehr guter Qualität sind.
"Auf Kreuzfahrtschiffen wird nur das beste Material verbaut, denn es muss auch bei schwerer See seinen Dienst zuverlässig erfüllen." erfahren wir, während der Shopmitarbeiter uns durch weitere Räume führt.
In langen Reihen sind hier Doppelbetten aufgestellt.
Uns erscheint das Design etwas exzentrisch, wir fragen uns auf welchem Schiff derart kuriose Möbel in Verwendung waren.
Wir bekommen einige Sofas gezeigt, sie wirken originell. Die Polstermöbel sind groß und mondän, aber die Mischung aus Bauart und Bezugstoff empfinden wir als skurril.
Im hinteren Bereich der Lagerhalle sind moderne Bürostühle zu einem Berg verkeilt. Hunderte Schreibtischstühle werden von einem größeren Kreuzfahrtschiff im Rahmen der Abwrackung geborgen. Es gibt dutzende Büros und mehrere Konferenzräume auf einem großen Schiff.
Sogar die Wandbilder aus den Passagierkabinen werden wiederverwendet auch sie sind unter indischen Hoteliers beliebt um damit Gasträume auszustatten.
Der Händler führt uns auf einen Seitenweg des Handelshofes.
Dort sind Doppelstockbetten aufgestellt.
Es sind Personalbetten aus Metall, sie erscheinen uns nicht sehr bequem.
Doch auch dafür gibt es dankbare Abnehmer, vor allem in den Städten des bevölkerungsreichsten Landes der Welt ist Wohnraum oft knapp, die Betten werden schon bald verkauft sein
Begleiten Sie uns gern weiter in "Teil 7, Einkaufstour zu den Abwrackwerften von Alang (Indien)" über folgenden Link: