Antike Schubladenschränke aus Vollholz und Metall. Praktische Ordnungssysteme und viel Stauraum auf geringer Grundfläche. Teil 1 von 3
Möbel aus Holz und Metall haben eine lange Historie in der mitteleuropäischen Wohnkultur.
Mit dem Fortschreiten der Industrialisierung rückte am Ende des 19. Jahrhunderts der Schubladenschrank aus Vollholz ins Zentrum gestalterischen Interesses.
Er erreichte in der Form des "Apothekerschrankes" seine schönsten Ausprägungen.
Diese Entwicklung setzte sich in Ladenmöbeln und dem "Werkstattschrank" fort.
Sie endete erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Einsetzten neuer Trends und dem Aufkommen moderner Baustoffe (Kunststoff, Pressholz).
Wegen ihrer praktischen Eigenschaften wurden sie jedoch über diese Zeit hinaus in größeren Stückzahlen produziert und werden bis heute hergestellt.
Stilistisch werden sie dabei oft im Erscheinungsbild Ihrer Blütezeit gehalten.
Schubladenschränke sind also gefragte Klassiker, die auch gerne beruflich (Werkstätten, Geschäfte, Industrie, Ämter) genutzt wurden.
Historische Apothekerschränke verfügen oft über dutzende hölzerne Schubladen.
Sie sind auf kleinster Fläche so zusammengestellt, dass sich darin große Mengen an verschiedenen Heilmitteln geordnet verwahren lassen.
So ist dieser faszinierende alte Pharmazieschrank mit cirka 200 Schublädchen versehen, deren Inhalt bei Bedarf rasch zu finden ist.
Doch auch in Ladengeschäften waren Schubladenschränke aus Massivholz weit verbreitet.
Egal ob Kolonialwarenhandel, Uhren- und Schmuckgeschäfte oder Lebensmittelladen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war in nahezu jedem Kaufhaus ein hölzerner Schubladenschrank zu finden.
Die Schubladenkommode war dabei besonders weit verbreitet. Sie ist oft mit großen Schüben versehen, in denen sich gemischte Waren komfortabel unterbringen lassen.
Ebenso üblich waren auch Kombinationsmöbel, zum Beispiel aus Schubladenschrank und Regal.
Diese Form ermöglicht eine individuellere Nutzung und die Option, sie zur geschmackvollen Präsentation von Waren zu verwenden.
Beschriftete Schubladen zur Strukturierung und Regalfächer mit repräsentativem Charakter verbinden den Anspruch an Ordnung mit dem Wunsch nach einem ausdrucksstarken Design.
Zu den bekanntesten Vertretern alter Ladenmöbel gehört der antike Garnschrank. Er war vor allem in Kurzwarengeschäften verbreitet und diente zur Aufbewahrung verschiedener Zwirnrollen.
Besonders an diesen alten Schränken ist, dass die Schieber innen mit zusätzlichen Unterteilungen versehen sind. Darin findet der oft mit dem Schubladenschrank verbundene Ordnungscharakter seinen höchsten Ausdruck.
Große Verbreitung fanden Schubladenschränke auch im Bereich von Werkstätten. Dinge, die in größerer Anzahl vorhanden, und zur geordneten Aufbewahrung vorgesehen waren, wurden darin sortiert untergebracht.
Kaum ein Arbeitsbereich war davon ausgenommen.
So stammt der Schubschrank zwischen diesen beiden Bildern aus einer alten Radiowerkstatt. Transistoren, Elektroröhren und Dioden waren darin zu finden.
Doch warum wecken alte Schubladenschränke unser besonders Interesse?
Was ist Ihr Geheimnis? Weshalb entfalten sie eine so faszinierende Wirkung?
Es ist das Prinzip der Reihung und Wiederholung, welches Resonanz in uns erzeugt.
Die Symmetrie der Schubladen, horizontal oder vertikal kombiniert, ruft das Bild idealer Konstanz hervor.
Deutlich verstärkt wird der Eindruck durch Griffe und Beschriftungsfelder auf den Schubladen.
Sie verdichten das Erscheinungsbild und scheinen die Anzahl der Schubladen zu multiplizieren.
Durch den Wechsel zwischen Griff und Beschriftungsfeld ergibt sich, neben dem Bild der gereihten Schubladen, ein zusätzliches Element.
Es kommt zur Wirkung eines Taktes: groß- klein, hell- dunkel, Metall- Holz, Linien und Rundungen, all diese Teilstücke finden durch ihre regelmäßige Wiederholung zu einem abwechslungsreichen Zusammenspiel.
Eine weitere Verstärkung erhält die Wirkung durch die intensive Plastizität der Front, welche sich aus dem hinten liegenden Schrankkorpus, den etwas hervorragenden Schubladen und darauf angebrachten Elementen ergibt.
Symmetrie in Reihung, Wiederholung, Takt und Plastizität - die Komposition dieser Faktoren erzeugt im Zusammenwirken einen expressiven Ausdruck.
Untermalend wirken dabei die Gebrauchspuren im Holz.
Sie verleihen einem antiken Schubladenschrank historisches Flair und machen auf wundervolle Weise das Alter eines Möbels deutlich.

Vollendet wird das Bild häufig durch eine schöne Verzapfung des Holzes. Charakterstarke Holzverbindungen geben Hinweis auf die Wertigkeit eines Möbels und verdeutlichen eine solide Bauweise.
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