Sonagachi in Kalkutta, Architektur, Lebensräume und Stadtbilder. dritter Teil.

yesterday-industries • 25. Oktober 2023

Wir bewegen uns langsam durch den Stadtteil Sonagachi in Kalkutta.

Eingang eines Kerosinhandels in Kalkutta

Dieses Geschäft ist auf den Handel mit Petroleum spezialisiert.

In kleinen, haushaltsüblichen Mengen wird das Öl hier bereitgehalten, die Bewohner der Gegend nutzen es unter anderem, um damit zu kochen.

handgemaltes Firmenschild eines Kerosinhandels in Sonagachi Kalkutta

Nach Angaben des handgemalten Firmenschildes verfügt das Geschäft nicht über die erforderliche Lizenz zum Handel mit Petroleum, obwohl dies der Zweck des Betriebes ist.

Solche Widersprüche sind in Kalkutta häufig.

Einerseits besteht der Betrieb seit Jahren, andererseits vermittelt die fehlende Lizenzierung den Eindruck, er wäre nicht legal.

Das Firmenschild gibt Hinweis auf die Regierung von West Bengal, das ist der Bundesstaat, in dem Kalkutta liegt.

Dies ist wichtig, denn Mineralöle werden besonders besteuert.

Ohne Lizenznummer fehlt allerdings die Grundlage dafür.


Solche Diskrepanzen zu verstehen, ist für Außenstehende schwierig.

Erkundigungen führen vermutlich dazu, dass es verschiedene Meinungen gibt.

Der Besitzer wird erklären, sein Shop ist legal. Feuerwehr und Polizei wären bestimmt der Ansicht, der Laden sei illegal.

Für Lizenzierung und Steuererhebung hingegen sind mehrere Behörden zuständig, deren Auffassung über die Rechtmäßigkeit des Betriebes weit auseinander gehen können. 

Flüssigkeitstransport per Fahrrad in Kannen und Gefäßen aus Metall

Flüssigkeiten in Mengen von 1 bis zu 20 Liter, egal ob nun Öle,  oder zum Bespiel Milch, werden oft per Fahrrad in Kannen und Gefäßen aus Metall transportiert.


Das Geschäft im folgenden Bild ist mit "Jagdamba Traders" bezeichnet.

Mit dem Begriff "Jagdamba" sind viele, sehr unterschiedliche Geschäfte und Betriebe in Kalkutta versehen.

Eine verbreitete hinduistische Gottheit ist namensgebend und gilt als schützende Förderin.

antikes Firmenschild Jagdamba Traders Kalkutta

Der alte Charme, welcher den Stadtbezirk Sonagachi umgibt, sorgt für reichlich historisches Flair und erzeugt expressive Fotomotive. 

Fensterläden mit antiker handgemalter Coca Cola Werbung Kalkutta

Das faszinierend-morbide Flair, welchen dieses alte Ladenfenster umgibt, ließe vermuten, dass hier schon länger keine Coca Cola mehr verkauft wird.

alte Coca Cola Werbung in Kalkutta

Auch diese Schneiderei (Amiya Tailors) scheint schon länger geschlossen zu sein.

Doch solche Eindrücke täuschen häufig.

Schon oft habe ich in Kalkutta die Erfahrung gemacht, dass vermeintlich dauerhaft geschlossene Geschäfte doch wieder öffnen und von regem Zulauf geprägt sind.

Eingang der Schneiderei Amiya Taylors in Kalkutta

Die Etagen oberhalb der Schneiderei sind jedenfalls bewohnt.

Ein im Fenster zum Trocknen aufgehangenes Tuch legt dies ebenso nahe, wie Kinderstimmen, die herunterklingen.

Vieles im Stadtviertel Sonagachi (Kalkutta) wirkt wie ein kraftvolles Fest der Farben und Formen.

Das hyperintensive Wesen der Stadt äußert sich in vielen Details.

Fassaden bilden Motivgruppen, die sich von verschiedenen Perspektiven und Entfernungen ideal fotografieren lassen.

Daraus entstehen oft interessante Aufnahmen.

Eingang des Scheindergeschäftes Amiya Taylors in Kalkutta

Alte Türen und Portale sind ebenso wundervolle Motive wie die handgemalten Schilder, Hauseingänge oder Fenster.

Die Aufnahmen verkörpern den Begriff des klassischen Shabby Look in sehr individueller Form.

alter Haustüreingang in Kalkutta

Doch der Eindruck von Abgelebtheit und Marodität täuscht. 

Vieles wird mit Liebe zum Detail erhalten und gepflegt, es vergeht nur sehr rasch.

Mehrere Faktoren beeinflussen das schnelle Welken und Verschmutzen von Häusern und Fassaden.

Stadtbild abgelebter Fassaden in Kalkutta

Der wichtigste Einflussfaktor ist die klimatische Veränderungen in jährlicher Wiederkehr.

Im Sommer wird es sehr heiß, Temperaturen von über 40 Grad sind die Regel.

Die Stadt heizt sich dann so auf, dass Farbe von den Wänden blättert und Oberflächen stumpf werden oder ausbleichen.

Anschließend kommt eine mehrmonatige Phase langer und intensiver Regenfälle, in der es dennoch sehr warm ist.

gepflegter Hauseingang und drei Fenster in Kalkutta

Dies führt zu enormer Schimmelbildung, welche Holz rasch durchdringt und Fassaden befällt.

Dazu herrscht in Kalkutta nahezu ganzjährig hohe Luftfeuchtigkeit.

Metall rostet schnell und sogar Aluminium neigt in dieser Umgebung zu Korrosion.

Maler stehen auf einem Bambus Gerüst in Kalkutta

Daher sind oft Gerüste aus Bambusstäben zu sehen, auf denen Maler ihrem Handwerk nachgehen und die Fassaden liebevoll und detailreich gestalten.

Dabei arbeiten sie meist mit äußerst intensiven Farben.

frisch gestrichene traditionell gestaltete Hausfassade in Kalkutta.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind jedoch bereits nach einigen Monaten wieder von Schimmel und Auswaschungen angegriffen.

Auch die Smog-Belastung (Kalkutta gehört zu den Städten mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung) entfaltet rasch wieder ihre Wirkung, Staub setzt sich überall ab. 

altes Portal in Kalkutta

Hinzu kommt eine Vielzahl von Vögeln.

In dem südlichen Klima haben sie ideale Lebensbedingungen und verschmutzen mit ihren Exkrementen Wände sowie darauf befindliche Absätze und Stufungen.

Fenster mit blauen Fensterläden in Kalkutta

Die meisten Oberflächen sind traditionell gestaltet.

Daneben gibt es avantgardistisch orientierte Hausbesitzer, die ihre Fassaden durch Künstler gestalten lassen, welche die äußeren Formen der Häuser mit großflächigen Motiven durchbrechen.

Meist sind sie von einer vielschichtigen Metaphorik gekennzeichnet.

 avantgardistisch gestaltete Hausfassade in Kalkutta

Weiter geht die Fotoreportage aus Kalkutta (Sonagachi)im fünften Teil über folgenden Link:

https://www.yesterday-industries.com/teil-4-sonagachi-in-kalkutta



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