Teil 1: Einkaufstour zu den Abwrackwerften von Alang (Indien) Fabriklampen, Schubladenschränke, einfach ALLES von alten Schiffen.
Wir machen uns auf den Weg zu den Abwrackwerften von Alang, wollen alte Schiffmöbel und Lampen erwerben, denn dort werden "große Pötte", vom Containerfrachter bis zum Kreuzfahrtschiff verschrottet.
Unsere Tour beginnt in Mumbai (Bombay), einer Mega-City mit cirka 20 Millionen Einwohnern. Mit einem herrlich farbenfroh gestalteten Taxi fahren wir zum Flughafen, reisen zum größten Abwrackhafen der Welt.
Die Architektur des Airport Mumbai ist äußerst sehenswert.
Hinzu kommt, dass der Flughafen mit 6000 Werken indischer Kunst aus elf Jahrhunderten die größte öffentliche Kunstausstellung der Welt beherbergt. Sie sind baulich in Terminal 2 integriert.
Die indo- islamische Kultur der "Haveli von Rajasthan" umfasst prächtige Paläste. Ihre hölzernen Portale sind Weltkulturerbe und ein Wahrzeichen Indiens. So ist eine größere Anzahl dieser Türen hier ausgestellt.
Auch in unserem Shop finden Sie ein solches wundervolles indisches Portal. Wir haben es 2021 nach Europa importiert.
Das Flugzeug braucht eine Stunde, um uns in die Stadt Bhavnagar zu bringen. Von dort aus sind es noch 50 km bis zu den Abwrackwerften von Alang.
Auch Bhavnagar selbst gilt als eine Stadt des "Shipbreaking". Dort gibt es viele Firmen, die sich mit der Weiterverarbeitung des Schiffschrottes befassen.
Die Abwrackwerften bei Alang werden meist auf die Strände reduziert, an denen die Schiffe zerlegt werden, dabei ist die gesamte Region vom Geschäft mit alten Ozeanriesen geprägt.
Die Strände sind die Spitze des Eisberges.
Der gesamte Umfang des Abwrackgeschäftes erschließt sich, wenn es gelingt, sich von den wirkmächtigen Bildern der alten Ozeanriesen zu lösen und das "Schiffebrechen" als Phänomen wahrzunehmen, dass die ganze Gegend wirtschaftlich bestimmt.
In Bhavnagar angekommen, beziehen wir einen alten Maharadscha- Palast, er wurde in den 1980er Jahren nach Plänen eines deutschen Architekten zum Hotel umgebaut.
Von hier aus werden wir unsere Unternehmungen in Alang und der Region organisieren.
Am nächste Morgen besuchen wir den Pool, bemerken zwei Rettungsringe auf der Wasserfläche.
Bei näherer Betrachtung stellen wir fest: die Ringe kommen ursprünglich von einem italienischen Schiff, sind von den nahe gelegenen Abwrackwerften hierher gelangt, die Markung "Altura" (1987 und 1992), gibt Hinweis auf einen Hersteller von Marine Equipment.
Die Ringe verdeutlichen, wie stark die Gegend vom "Ship -Business" geprägt ist und dass die Relikte der alten Schiffe nicht nur Handelsgut oder Müll sind sondern auch von den Menschen in der Region teilweise über lange Jahre weiterverwendet werden.

Ich bin zusammen mit Florian unterwegs. Er betreibt unter anderem Memories und Fantasies (Bauhaus und Industriedesign- Möbel).
Nach einem Bad im Pool nehmen wir auf einer Terrasse des Hotels Platz. Sie wird in den kommenden Tagen unser Arbeitsplatz sein, von hier aus treffen wir letzte Vorbereitungen.
Alang ist eine "verbotene Stadt". Es ist ein striktes Betretungsverbot für Ausländer über das gesamte Werftgebiet verhängt.
Indien mit seinem starken Hang zu administrativen Maßnahmen und einer atemberaubenden Bürokratie macht ein umfangreiches Genehmigungsverfahren erforderlich, allein um die Werftanlagen nur betreten zu können.
Die Terrasse ist ein idealer Ort, um E-Mails zu schreiben, Vertreter von Behörden und geschäftliche Kontakte zu treffen.

Wir benötigen trotz intensiver Planung und Organisation in den Vormonaten einige Tage Zeit für die behördlichen Genehmigungen, um Alang besuchen zu können.
Ebenso mieten wir Lagerräume und bestellen Helfer für die praktische Arbeit.
Nach Abschluss aller Formalitäten beginnen wir die Gegend zu erkunden. Zunächst fahren wir zum wenige Kilometer entfernten "Vibrant Industrial Park Bhavnagar", einem Industriegebiet für die Weiterverarbeitung von alten Schiffsteilen.
Hier werden technische Einbauten wie Schiffsmotoren und Turbinen überholt und für den Weiterverkauf vorbereitet, auch ist es ein riesiger Schrott- und Handelsplatz für gebrauchte Dinge aus den Schiffen.
Eine Reihe von Großhandelshöfen für gebrauchte Gegenstände aus der Region finden sich ebenso.

Bereits der Weg dorthin ist mit alten Schiffsteile gesäumt, die sich teils meterhoch türmen.

Obwohl der Weg vom Hotel zum Industriepark nur 15 Autominuten dauert, sind wir mehrere Stunden unterwegs. Immer wieder stoppen wir, um die Schrotthaufen am Wegrand näher zu begutachten.
Was wir entdecken, fasziniert und begeistert uns. Hier zum Beispiel eine größere Menge von Schiffslampen, Makrofonen und Lautsprechern die auf ihre Verschrottung warten.

Giftiger Müll (Leuchtstofflampen) mischt sich mit Dingen, die uns zum Wegwerfen zu schade erscheinen.

Viele Schrotthaufen bieten eine Fülle ungewöhnlicher Überraschungen.

Besonders schön ist dieser alte Schiffskompass.

Auch sind viele kleine Geschäfte zu finden. Sie haben sich auf den Handel mit einzelnen Produktgruppen aus den Hinterlassenschaften der alten Schiffe spezialisiert. Dieser Händler hält Strickleitern, Feuerwehrschläuche, Gurtbänder und Fischernetze feil.

Der Händler nebenan hat ein ähnliches Portfolio. Außerdem bietet er ungetragene Kleidung zum Verkauf an. Darunter auch Jeanshosen.

Ein Jeans- Traditionsprodukt der Marke "Carhartt" ist der "BIB Overall".
Dass es auch eine "Diamond Offshore"- Version gibt, ist uns neu.

Die extrem weit geschnittene Hose wird offenbar speziell für Frachtschiffe und Ölbohrinseln produziert. Der Händler erläutert: "Von in Alang gelandeten Schiffen werden oft solche Hosen geborgen, die meisten sind ungetragen, werden daher vielerorts in der Region zum Verkauf angeboten."

Wir erreichen den "Vibrant (VIP) Industrial Park Bhavnagar".

Zwischen all den Bergen riesiger alter Wrackteile gibt es einige große Antiquitätenlager, die neben Schiffsinterieur auch regionale Kostbarkeiten anbieten.
Ein Meer aus antiken Möbeln erwartet uns hier. Doch zunächst bittet uns der Eigentümer des Plot, Mister Solanki zum Tee. Er empfiehlt uns, die Jacken auszuziehen und eine Pause zu machen, die heißen Mittagsstunden stehen bevor.

Begleiten Sie uns weiter in "Teil 2, Einkaufstour zu den Abwrackwerften von Alang (Indien)" über folgenden Link: