Die antike Werkbank aus Holz und Metall rund um das Mid Century
Der Begriff klassischen industriellen Designs wird an Werkbänken aus der Zeit rund um die Mitte des 20. Jahrhunderts ideal erlebbar.
"Industriedesign" im historischen Sinne verbindet sich eng mit dem Gedanken des Reduzierens.
Bezug nimmt dieser Terminus in Hinblick auf Werkbänke bei den verwendeten Baumaterialien: Holz und Metall.
Ebenso reduziert ist ihre Gestaltung, meist folgt die Bauform einfach der Funktion.
Schmückende Elemente im gestalterischen Sinn sind nicht angedacht, aber dennoch reichlich vorhanden.
Gebrauchsspuren, die aus jahrzehntelanger Nutzung resultieren, prägen den Charakter alter Werkbänke entscheidend und bilden ein ausdrucksstarkes "Möbeldekor".
Der zweiten Teil der "Schmückung" sind die Möbelbeschläge. (Scharniere, Möbelgriffe und Beschriftungsfelder).
Der Vierklang aus Baumaterial, Bauform sowie Gebrauchsspuren und Beschlägen prägt den Charakter alter Werkbänke und verleiht ihnen jene Faszination, die wir mit dem Ausdruck historischen Industriedesigns verbinden.
Ein weiterer Umstand, welcher die Außenwirkung alter Werkbänke steigert, ist ihre intensive Plastizität und die kräftige Färbung des Baumaterials.
Der folgende Abriss skizziert die wesentlichen Merkmale alter Werkbänke an einigen Beispielen.
Grundsätzlich lassen sich zwei Bauweisen unterscheiden, zum einen die Kombination aus Holz und Metall zum anderen die nahezu ausschließliche Verwendung von Holz.
Bereits auf den ersten Blick wird deutlich, die Spuren der Zeit sind ein zentraler Faktor der Ästhetik alter Werkbänke.
Abgerundete Ecken, Stoßspuren, Trocknungsrisse sowie Kerben und Ausbesserungen bilden im Zusammenwirken mit der Maserung des Holzes ein Fluidum, dessen ästhetische Grundlage eine sehr reduzierte Bauform ist.
Vor allem durch den baubedingen Verzicht auf Verzierungen, kommt aus den Alters- und Gebrauchsspuren eine "Essenz der Jahre" zur Wirkung, die wir unwillkürlich mit dem Eindruck von Stil, Geschmack, Atmosphäre, ja "Design" in Verbindung bringen.
Wenn Schubladen oder Türen verbaut sind, entfalten auch Möbelgriffe, Beschriftungsfelder und Scharniere eine kraftvolle Wirkung.
Sie erzeugen Reihungen (von oben nach unten) und Takte (von links nach rechts).
Meist ergibt sich auch bei geschlossenen Frontflächen eine intensive Plastizität durch abstehende Teile oder farbliche Unterschiede, die wiederum eigene Reihungen und Takte bilden.
Starke Kontraste, vielfach sogar schwarz/weiß Unterschiede werden durch hölzerne Flächen gemäßigt, finden zu einem ausdrucksstarken Gleichklang.
Dabei wirken diese Möbelstück auf erstaunliche Weise zeitlos. Sie einen exakten Jahr zuzuordnen, ist nicht einfach. Ihr Design, auch bauliche Details haben sich über Jahrzehnte (1910 bis 1970er) kaum verändert.
Einzig die verzierten Türgriffe mit den integrierten Beschriftungsfelder lassen zu, dieses Möbel hier den 1920er Jahren zuzuordnen.
Vielfach findet Lochmetall und Streckmetall Verwendung. Eigentlich soll der Einsatz dieses Stoffes Gewicht oder Material sparen.
Loch- und Streckmetall stärken den Charakter alter Werkbänke auf besondere Weise und erzeugen ein kraftvolles Bild.
Bei einigen Modellen ergibt sich aus der Gestaltung ein nahezu gesichtsgleiches Bild, die Schubladen erzeugen den Eindruck von Augen, Mund und Nase.
Irgendwie menschlich, geradezu sympatisch wirkt diese historische Werkbank.
Auch hier erzeugt die Schublade diesen Eindruck.
Ästhetische Konzepte brechen an dieser Stelle allerdings ein.
Die Schublade ist nicht mittig, die Seitenteile sind unterschiedlich dick, der Begriff "Industriedesign" scheint nur noch eingeschränkt zutreffend.
Den Pfad klassischen industriellen Designs verlassen wir endgültig mit der nun folgenden Werkbank.
Aspekte der farblichen Gestaltung (blaugrün, gelb, verschiedene Rottöne) und eine eher grobe Bauart prägen das Wesen dieses Möbels.
Doch auch solche Werkbänke sind sehr beliebt und begehrt, gelten als besonders authentisch und lebensnah. Sie sind weniger zeitlos, vermitteln ein lebhaftes Bild früherer Epochen und machen Geschichte anschaulich erlebbar.
Antike Fabrikmöbel bieten uns die Gelegenheit, Vergangenes unverstellt gegenwärtig werden zu lassen.
Sie sind nicht unter der Maßgabe geschaffen, seine Erbauer oder Nutzer in einem besseren Licht dastehen zu lassen. Sie sollten einfach praktisch sein.
Das gilt beim in Eigenkreation geschaffen Werktisch für die heimische Werkstatt ebenso wie für industriell gefertigte Werkbänke.
Ihr größter Vorteil ist, dass sie wegen ihres meist zeitlosen Designs und des dicken Materials aus dem sie bestehen, äußerst langlebig sind und über Generationen hinweg genutzt werden können. Dabei lassen sie sich immer wieder umgestalten und neu entdecken.
So haben antike Werkbänke den Weg in unsere Wohnkultur angetreten.
Als Kücheninseln, Tische, Sideboards Hifi- Racks oder sogar Wickeltische für Babys haben sie einen würdigen Platz in unseren privaten Quartieren gefunden.