Doch nicht nur aufwändige Verzierungen sind frühen Apothkerkommoden eigen.
Häufig wurde bei ihrem Bau auch besonders wertiges Vollholz verwendet.
Insbesondere Harthölzer wie Eiche, Buche, Nussbaum und Teak kommen oft vor.
In einer Zeit, in der Wohn- und Geschäftsräume von eher funktionalen Möbeln dominiert sind, lohnt sich ein Blick zurück.
Antike Vitrinenschränke sind ebenso funktional wie heutige Möbel.
Doch ihre oft raffinierte Gestaltung, die sich zwischen sanfter Dezenz und behutsamen Verzierung bewegt, kann reichlich Mehrwert bieten.
Doch wo liegt eigentlich der Ursprung des Vitrinenschrankes, der Vitrine im Allgemeinen, so wie wir diese heute Möbel kennen?
Zu großen Teilen in der Pharmaziegeschichte! Namentlich in historischen Apothekervitrinen.
Ihre Blütezeit hatten diese Möbelstücke zwischen circa 1890 und 1935.
Apothekerschränke wurden einst dazu gebaut, um eine Vielzahl von Gegenständen sortiert zu lagern. Apotheker und Ärzte benötigten ein übersichtliches, rasch erfassbares Ordnungssystem.
Natürlich kommt uns bei diesen Gedanken zunächst ein Schubladenschrank in den Sinn.
In der Tat, zur Lagerung von Kräutern oder Tabletten sind Schubladen ideal.
Doch es gibt auch zahlreiche Objekte, die besser in klassischen Schränken untergebracht sind.
Insbesondere Dosen, Schalen, Kisten oder Flaschen und Gläser mit Flüssigkeiten (etwa Tinkturen). Sie sind oft zu sperrig und groß für Schubladen.
Zugleich sollten der Schrankinhalt auf einen Blick erfassbar sein, ohne den Schrank zu öffnen. Dafür eigneten sich Schränke mit gläsernen Türen ideal.
Frühe Apothekervitrinen (zwischen 1890 und 1910) sind häufig eine elegante Kombination aus Schubladenschrank und Vitrine.
Oft haben sie dezente, wunderbar-gründerzeittypische Verzierungen.
Etwa Friese mit kunstvollen Beschnitzungen, häufig mit floralen Motiven.
Pflanzliche Motive bei der Gestaltung von Apothekervitrinen werden heute gerne als Rückgriff auf den Arzt und Apotheker als Naturheilkundler verstanden, doch dies ist möglicherweise nicht korrekt.
Viele Pharmazeuten und Mediziner des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren sehr an Forschung und der Entwicklung neuer Medikamente interessiert.
Doch nicht nur aufwändige Verzierungen sind frühen Apothkerkommoden eigen.
Häufig wurde bei ihrem Bau auch besonders wertiges Vollholz verwendet.
Insbesondere Harthölzer wie Eiche, Buche, Nussbaum und Teak kommen oft vor.
Und so sind sie heute ideale Blickfänge im Wohnzimmer, stilvoller Stauraum in der Küche oder wirkungsvolle Präsentationsflächen in Geschäften.
Diese besonderen Möbelstücke bringen mehr als nur Funktionalität mit sich.
Sie erzählen Geschichten. Und sie setzen ein Zeichen gegen das Vergängliche.
Aber was macht diese Vitrinen eigentlich so besonders? Und warum sind sie heute wieder so gefragt?
Werfen wir einen Blick auf die größten Vorteile dieser einzigartigen Möbelstücke.
Oft bieten sie verblüffend großen Stauraum.
Diese Vitrine hat fünf Fächer und darunter zwei voluminöse Schubladen.
Insgesamt bietet das Möbel also riesige Stauflächen.
Ein weiterer Vorteil ist die geringe Tiefe alter Apothekervitrinen.
Mit Möbeltiefen zwischen 40 und 55cm eignen sie sich häufig auch besonders für eher kleine Räume.
Ein weiterer Vorteil ist ihre meist kassettenförmige Gestaltung der Rückwände.
Dickere Holzleisten sind mit eher dünnen größeren Holzflächen kombiniert.
Dies spart Material (Holz) und natürlich Gewicht.
Apothekervitrinen sind also trotz ihrer massiven Bauart oft viel weniger schwer als moderne Pressholzmöbel.
Zusammenfassend lässt sich sagen: der größte Vorteil alter Apothekervitrinen ist ihre praktische Verwendbarkeit.
Die schmal-hohe Bauart in Kombination mit geringer Tiefe schafft große Stauräume und macht diese Schränke zu wahren Raumwundern.
Dabei haben sie im Verhältnis zu ihrem Fassungsvermögen ein relativ geringes Gewicht.
Jede historische Apothekervitrine vermittelt eine eigene Geschichte.
Ob sie einst in einer ländlichen Drogerie oder in einer Stadtapotheke stand – ihr gelebter Charme, authentische Gebrauchsspuren und die wertige Handwerkskunst machen sie zu Unikaten.
Ein weiteres typisches Signet alter Apothekervitrinen sind ihre schönen Beschläge.
Oft bestehen sie aus echtem Messing.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich das Erscheinungsbild von Apothekervitrinen grundlegend.
Ursache hierfür war, dass sich die Idee der "Hygiene" in der Medizin nun rasch durchsetzte.
Verschmutzungen sollten sofort erkennbar sein, damit sich Oberflächen leicht sauber und keimfrei halten ließen.
Ideale Voraussetzungen zur Keimbekämpfung boten weiße Oberflächen. Zunächst wurden Apothekervitrinen innen weiß gestrichen.
Doch dies war nur ein kurzer Zwischenschritt.
Die Idee der Hygiene gewann plötzlich so an Boden, dass die Farbe weiß in der Pharmazie und Medizin innerhalb weniger Jahre zum Standard wurde.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden wurden vorhandene Apothekervitrinen und Schränke oft einfach innen und außen weiß gestrichen.
Doch ein neues Material wurde zur Ultima Ratio um medizinische Einrichtungen möglichst keimfrei zu halten: das Metall.
In den 1920er Jahren wandelte sich auch die Gestaltung von Apothekervitrinen, sie wurde zunehmend sachlicher.
Dennoch behielten diese Vitrinen einen ganz eigenen Stil.
Raffiniert eingesetzter gestalterischer Minimalismus entfaltet dabei eine große Wirkung.
Dezent geschwungene Füße sowie sanft gerundete Ecken und Kanten bestimmten von nun an ihr Bild.
Doch auch das Prinzip der schmal-hohen Bauweise bei geringer Tiefe wurde neu interpretiert und bildet bis heute eine spannende Symbiose mit den reduziert eingesetzten Gestaltungselementen.
Auch praktische Aspekte wurden auf stilvolle Art in die neuen Gestaltungsformen integriert.
Drehgriffe mit eingepassten Schlössern waren eine technische Revolution.
Hinweisschilder mit einer sachlichen, auf den ersten Blick erfassbaren, serifenlosen Schrift, setzten neue Maßstäbe.
Dabei harmonierte die neue Schrift ideal mit modernen Bauart der Apothekervitrinen.
So wurden die Neuerungen selbst zu Zierelementen und verkörperten Modernität und Fortschritt.
Doch auch heute, circa 100 Jahre nach dem Aufkommen von Metall im Medizinmöbelbau, bieten diese Apothekervitrinen ein besonders Potential bei ihrer Restaurierung.
Dabei gilt: je mehr Gebrauchsspuren und Rost ein solch altes Möbel hat, desto schöner ist das Restaurationsergebnis.
Denn Gebrauchsspuren lassen sich während des Prozesses besonders hervorheben.
Die Betonung von Nutzungsspuren machen die Historie alter Apothekervitrinen präsenter und vermitteln den Eindruck, dass das Möbel selbst eine Geschichte erzählt.
Wer sich für ein antikes Möbelstück entscheidet, setzt ein Zeichen für nachhaltiges Wohnen.
Statt auf neu produzierte Einrichtungsgegenstände zurückzugreifen, wird Bestehendes weiterverwendet.
Antike Vitrinenschränke sind der beste Beweis dafür, dass sich Ästhetik und Nachhaltigkeit nicht ausschließen.
Historische Apothekervitrinen sind nicht einfach nur dekorativ – sie sind Ausdruck eines bewussten, stilvollen Lebensgefühls.
Sie vereinen Geschichte, Funktionalität und Ästhetik auf einzigartige Weise.
Wer das Besondere sucht und Wert auf Qualität legt, findet in ihnen ein Möbelstück fürs Leben.