Calcutta - die große Metropole am Ganges ist handbemalt (2 von 3)
handgemalte Gebrauchsgrafik in Nordindien Teil 2
Wenn wir uns handbemalte Dinge in den Sinn rufen, kommen uns kaum Autos in den Sinn. Es sind jedoch sehr viele Fahrzeuge in Kalkutta von Hand bemalt.
LKW sind in der Regel liebevoll von Hand gestaltet.
Auch wir transportieren unsere Möbel mit einem schön bemalten offenen (wenn auch kleinen) Transporter vom Markt in die Werkstatt.
Auch Züge, in diesem Fall ein Triebwagen der Indian Railways, sind händisch gestaltet. Der handgeschriebene Schriftzug ist besonders authentisch.
Bemerkenswert ist die rote Umrandung auf weißem Grund, sie weckt Assoziationen zum Corporate Design der Deutschen Bahn.
Es besteht jedoch kein Zusammenhang, die Gestaltung ist zufällig ähnlich.
Unteres Bild: eine unterirdische Bahnstation im Herzen Calcuttas.
Bemerkenswert ist die aus mitteleuropäischer Sicht etwas ursprüngliche Ausstattung des Bahnwärters mit lediglich zwei altertümlichen Telefonen und einem Schaltkasten.
Aber die Apparaturen verrrichten zuverlässig ihren Dienst.
Noch dichteres Flair bekommt die Szenerie durch die handgemalte Beschriftung links im Bild.
Wäre nicht unten im Vordergrund die moderne Sicherheitstür aus Edelstahl (man könnte diese übrigens auch als Reisender einfach öffnen und sich so Zugang zum Schaltkasten verschaffen) hätte man den Eindruck, dieses Foto ist während der 1920er Jahre in London oder New York entstanden.
Verlassen wir die unterirdische Bahnstation, umfängt uns wieder der typische Mix aus Kalkuttas Stadtfarben: maritimes Blau und Weiß.
Wir passieren eine Niederlassung des "Survey of India", es gehört zu den ältesten indischen Ämtern, welches vor allem mit geologischen Themen befasst ist. Ein handgemaltes Schild bietet Orientierung auf dem weitläufigen Gelände.
Ein Stück weiter des Weges folgt eine Keramikfabrik. Hier wird Geschirr für den europäischen und nordamerikanischen Markt produziert.

Gewaltige Mengen an Porzellan werden in den riesigen dunklen Hallen gefertigt.

Hunderte von Angestellten arbeiten hier unter Bedingungen wie sie in Europa zur aufkommenden Industrialisierung üblich waren.
Oft verdienen sie nur wenige Rupie am Tag.

Die geringen Lohnkosten machen es erschwinglich, die Keramik von Hand bemalen zu lassen, in westlichen Ländern ist so etwas kaum bezahlbar.

Cirka zwölf Stunden sitzt dieser Mann täglich am Arbeitsplatz.
Der Ventilator hinter ihm dient vor allem dem Zwecke, die giftigen Dämpfe der Keramikfarbe ein wenig im Raum zu verteilen, damit sich bei ihm keine körperliche Benommenheit einstellt.
Gleichzeitig wird dabei die Trocknung beschleunigt.
Die ganze Halle riecht intensiv nach Chemikalien, besonders nach Kerosin, einem wichtigen Hilfsstoff in der Keramikproduktion.

Verlassen wir die Fabrik, ein Stück weiter fällt uns ein wundervolles handgeschriebenens Schild ins Auge "Globe Detective Agency".
Detekteien spielen im gesellschaftlichen Leben Indiens eine erhebliche Rolle und sind vielfach gebucht.
Vor allem zukünftige Ehefrauen und deren Familien nutzen den Dienst.
Verlobung im Mittelstand Kalkuttas werden häufig erst vollzogen, nachdem ein Detektiv den künftigen Gatten geprüft hat.
Hatte er vorher Beziehungen zu anderen Frauen? Wie ist sein Leumund?
Mit Gründlichkeit wird seine Vergangenheit geprüft.
Natürlich greift die Detektei dabei vor allem auf Daten aus Social Media zurück.
Aber auch Befragungen in der Nachbarschaft und an Schule oder Arbeitsplatz muss der Eheanwärter bestehen.
Übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen oder voreheliche Beziehungen bedeuten in der Regel das Ende der Anbahnung.
Dieses von Hand gemalten Schilder geben Hinweis auf eine Klinik.
Sie bietet Behandlungen der in indien populären homöopathischen Medizin an.
Teilweise wird sie in Indien unter dem Siegel traditioneller indische Medizin angeboten, obwohl sie erst im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa erfunden wurde. Ihre Ideen harmonieren offenbar mit einigen philosophischen Konzepten des Subkontinents.
Begeben wir uns wieder ein Stück Richtung New Market Kalkutta.
Wir queren dabei auf der Lindsay Street ein Geschäft für Elektro- Artikel, dessen blau- weiße Charakteristik fasziniert.

Nun passieren wir das Geschäft "M. Reasudding & Sons", ein Laden mit Näherei, der vor allem für die gute Qualität der dort gefertigten Herrenanzüge bekannt ist.
Das ausdrucksstarke Ladenschildes hat klassischen Charakter.
Lebhaftes Marktgeschehen umfängt uns bei Eintritt in den gegenüberliegenden New Market .
In endlosen Gängen reiht sich Geschäft an Geschäft.
Die Dichte an Bekleidungsgeschäften ist ähnlich hoch, wie in westlichen Einkaufszentren, es gibt jedoch Unterschiede. Die Geschäfte sind deutlich kleiner, die darin angebotene Kleidung weisen mehr Vielfalt auf, auch ihre Fassadengestaltung ist individueller.
Seidene Bekleidung ist in Ostindien weiter verbreitet, als in Europa.
Ein in Kalkutta hierfür bekanntes Geschäft sind die Arora Brothers, das Firmenschild über dem Laden hangemalt.
Ein Stück dieser Kultur können Sie in unserem Shop erweben (Klick aufs Bild).
Auch das "Sanjay" ist ein Fachgeschäft für Seide, vor allem für Saris bekannt.
Etwas kurios erscheint aus heutiger Sicht die Werbung für "Exclusive Sat TM" links auf dem Schild. Es stand entweder ein Radio oder TV- Gerät in dem Geschäft, dem Gäste beim Ladenbesuch zuhören oder -sehen konnten.
Es stammt aus den frühen 80er Jahren, als Satellitenempfang in Indien rasch populär wurde.
S.M. Trading Co, bietet Reiseartikel, vor allem Koffer und Taschen feil.
Die weiße Schrift auf schwarzem Grund verheißt ein klassisches Sortiment.
Im "Sonam" kann man Oberbekleidung (vor allem für Damen) erwerben. Diese ist in Indien weniger körperbetont geschnitten, als in der westlichen Welt. Es finden sich insgesamt eher klassische Sitten, die sich auch in der Mode spiegeln.
Die zeitlose Gestaltung des Ladenschildes ist charakterstark und schön.
Hier im Bild, das Ladenschild des Geschäftes "Glamzone"
Eine von uns gefertigte Abschrift im folgenden Bild.
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