2 von 2: Antike und alte Möbel in Indien kaufen. Ein Streifzug durch die Antiquitätengeschäfte von Calcutta.
Wir wollen einige weitere Antiquitätengeschäfte besuchen, sind auf der Russel Street unterwegs, betreten das Geschäft Majumdar.
Hier findet, wie nahezu überall in Kalkutta Antik- Läden, neben Handel und Vermietung von Mobiliar auch viel klassische Restaurationsarbeit statt.
Das Geschäft führt vor allem Stücke mit eher indischer Prägung.
Detailreiche und kunstvolle Verzierungen sind üblich.
Verlassen wir das Geschäft und ziehen weiter, in die Rafi Ahmed Road. Vorbei führt unser Weg an zahlreichen offenen Ladengeschäften, in denen es Altes und Schönes zu entdecken gibt.
Der sich von der Straße aus bietende Eindruck ist zum überwiegenden Teil von solide verarbeiteten alten Möbeln geprägt. Meist bestehen sie aus Teak- oder Mahagoni-Holz.
Die Bauhaus- Aussstellung 1922 in Kalkutta war ein singuläres Ereignis im weltweiten Kunstbetrieb und traf dort auf ein gerade aufgekommenes Klima der kulturellen Neuerung.
So entfaltete sie eine breite Wirkung, die überall in der Metropole sichtbar ist.
Erlebbar wird sie in diesem antiken
Bauhaus- Schreibtisch aus Metall mit einem Gestell aus verchromtem Stahlrohr.
Viele Möbel bedürfen der Aufarbeitung, verfügen jedoch über gute Substanz, weil ist oft aus wertigen Harthölzern gefertigt sind.
Der Name des Geschäftes "Modernste Ausstattung" erscheint sonderbar.
Erstaunt und begeistert sind wir von dem, was wir im Inneren vorfinden.
Auch hier lässt sich der Einfluss des Bauhaus-Stils beobachten.
Spürbar wird er beim Betrachten der eher hellen Vitrine im hinteren Bereich.
Gehen wir einige Schritte weiter, besuchen das nächste Geschäft.
Es wird gerade gearbeitet.
Im hinteren Bereich gibt es eine Auswahl schöner Polstermöbel.
Dabei ist das Handwerk des althergebrachten Polsterns mit Naturstoffen in Ostindien weit verbreitet und bei Restaurierungen oft verwendet.
Moderne Schaumstoffe sind im Bereich der Wiederherstellung eher wenig in Gebrauch.
Rechts hinter dem malendem Restaurator steht eine Reihe von klassischen Möbelstücken aus den 1920ern deren reduziertes Design besondere Beachtung verdient.
Der Verzicht auf Verzierungen, abgerundete Ecken oder konische Bauformen geben Hinweis auf Vielfalt und Weltläufigkeit der ostindischen Inneneinrichtungsgeschichte.
Wenige Schritte weiter ist ein Geschäft, welches vor allem Schiffsinterior im Angebot hat.
Vor dem Hintergrund, dass auch in Kalkutta alte Ozeanriesen abgewrackt werden, gibt es einige Händler, die sich auf den Verkauf maritimer Waren konzentrieren.
Die beiden großen alten Maschinentelegrafen sind richtige Blickfänge.
Alte Schiffsuhren und Schiffslampen, teilweise aus Messing, faszinieren durch ihre schönen alten Formen.
Ein gemeinsames Foto mit dem Händler ist obligatorisch.
Inzwischen ist es Abend geworden in Kalkutta, wir sind zurück am New Market und betreten das Geschäft "Konark Collectables ".
Dieser Händler ist uns besonders durch die Vorhaltung historischer Blech- und Emailleschilder aus dem gesamten Bengalischen Raum bekannt.
Er lädt uns ein, sein Geschäft und Lager etwas zu erkunden.
"The Times of India" die größte Tageszeitung Indiens, wurde in der Vergangenheit gar per Flugzeug zu ihrem Bestimmungsort gebracht, informiert uns dieses Schild.
Ihre besondere Größe macht diese Emailleschilder aus British Burma, (zum Beispiel von Shell, circa 1946) zu eher seltenen Sammelstücken.
Das südöstlich von Calcutta gelegene Land ist nur einige hundert Kilometer entfernt.
Die Petroleum Marke "Caltex" war für den wirtschaftlichen Entwicklung in Südostasien von zentraler Bedeutung.
Nahezu lebensgroße Emailleschilder der Firma begeistern uns.
Emailleschilder der Marken Britannia Biscuits und Texaco Petroleum runden unsere Einkaufstour durch Kalkutta ab.
Einer der wichtigsten Aspekte, die sich beim Einkauf historischer Dinge in Indien ergeben, ist die Frage nach dem Preis .
Was kostet dieser, oder jener Gegenstand?
Dazu ist es erhellend zu wissen, dass es in Indien in vielen Bereichen keine festen Preise gibt.
Es ist also kaum möglich, den Händler direkt zu fragen: Was kostet dieser Schrank, dieses Bild, jene Lampe?
Oft bekommt man dann einen hohen Preis genannt, der wenig mit dem Wert des Erfragten zu tun hat.
Der genannte Betrag ist meist so überhöht, dass er auch auch keine Grundlage für Verhandlungen darstellt.
Der Grund hierfür ist meist, dass Kontakte und Beziehungen zwischen Menschen in Indien einen höheren Stellenwert einnehmen, als in der westlichen Welt.
Oft sind indische Antiquitätenhändler wenig daran interessiert, mit ihnen unbekannten Personen Geschäfte zu tätigen, sie möchten ihr Gegenüber erst einmal etwas Kennenlernen.
So ist es erforderlich, zunächst einen persönlichen Kontakt aufzubauen, ehe geschäftliche Verhandlungen aufgenommen werden.
Danach sind Preisspielräume erheblich, wenn man die richtigen Argumente zur Hand hat.
Spätestens hier jedoch eröffnet sich das weite Feld interkultureller Fragen, deren Berücksichtigung die Chancen auf Erfolg erhöht.
Sie möchten mehr darüber erfahren wie "Geschäft" in Indien funktioniert?
Interessant dazu ist das von Uwe Panten kurzweilig geschriebene Buch:
Das humorvoll und spannend geschriebene Buch ist lesenswert für Menschen, die am Thema "Indien" interessiert sind.
Auch Menschen die beruflich dort zu tun haben, oder mit dem Gedanken spielen, sich selbst in Indien unternehmerisch zu betätigen, kann das Buch ein Gewinn sein.