Antike Kisten, Truhen und Kästen aus Holz und Metall. Industriedesign für Wohnzimmer, Küche und Garten . Teil 1 von 2
Dieser Blogbeitrag befasst sich mit alten Kisten und Truhen, gibt einen kurzen Einblick zu diesen wundervollen Vertretern historischen Industriedesigns.
In unserer mitteleuropäischen Kultur ist die Verwendung hölzerne Kisten tief verankert. Seit über eintausend Jahren werden sie einerseits als Lagermöglichkeit und andererseits zum Transport von Dingen aller Art genutzt.
Über die Jahrhunderte entwickelte sich eine Kultur des Verstauens und des Transportierens, welche bereits im Mittelalter zu höchsten kunsthandwerklichen Meisterwerken heranreifte. Zeugnis dafür geben zum Beispiel mittelalterliche Schatztruhen und Münz- Schatullen.
Diese Historie bildet die kulturelle und handwerkliche Grundlage für die langsam aufkommende fabrikmäßige Herstellung von Kisten und Truhen im 19. Jahrhundert.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden sie zu industriellen Massenprodukten und es entwickelte sich eine große Vielfalt in Gestaltung, Form und Funktion.
Neue Holzverbindungen, auch der Einsatz neuer Materialien wie Aluminum, machten Kisten, Kästen und Truhen mobiler und stabiler.
Wir wollen einen näheren Blick auf die Transport- und Lagerkultur um die MItte des 20. Jahrhunderts, also von 1920 bis 1980, werfen.
Diese antiken hölzernen Bürokisten dienen zur Lagerung von Papier und stammen aus der Zeit um 1975.
Ihr Design ist von den Gestaltungsideen des Bauhaus geprägt, enthält aber auch klassische Elemente historischen Fabrikdesigns (gerundete Griffe aus Metall).
Ein weiteres Gestaltungselement ist die schöne Holzverzapfung in Form von dutzenden kleinen Vierecken an den senkrechten Ecken.
Obwohl diese antike Kiste (um 1930) über ähnliche Gestaltungsmerkmale verfügt, ist ihr Charakter ursprünglicher.
Auch ihr Verwendungszweck als Werkstattkiste (Werkzeugkiste) lässt sich auf den ersten Blick erahnen.
Bereits kleine Änderungen in den Gestaltungsmitteln "Holzverbindung - Griffe - Beschrifungsfeld" erzeugen sehr verschiedene Eindrücke.
Beispiel dafür gibt diese Gruppe von fünf historischen Werkstattkisten.
Trotz ihrer nahezu gleichartigen Bauart erzeugen kleine Variationen in Form und Gestaltung eine erstaunliche Vielfalt.
Ein weiteres, äußerst beliebtes Mittel, die Ästhetik von Holzkisten zu variieren, sind gerundete Ecken.
Abgerundete Holz- Kanten erzeugen den Eindruck sanfter Dezenz.
Diese eher grob oder roh verarbeiteten antiken Kisten sind zunächst durch ihre einfache Holzverbindung geprägt.
Um ein stabiles Konstrukt zu erzeugen, sind die Holzteile simpel miteinander vernagelt.
Daher wurden sie mit übergroßen Beschriftungsfeldern und Griffen versehen.
Dies kaschiert die rauhe Verarbeitung ideal und schafft dabei einen klassischen Gesamteindruck.
Größere antike Holzkisten sind oft mit Anbauteilen aus Metall versehen.
So zieren dicke Eisenbeschläge die Ecken, um die Stabilität zu erhöhen.
Deckel und Boden bestehen häufig aus dünnem Schichtholz, welches mit Leisten verstärkt wird.
Dies führt zur Einsparung von Material und Gewicht und schafft einem belebten, vielfältigen Gesamteindruck.
Ein weiteres klassisches Gestaltungsmerkmal ist das Umreifungsband aus Metall.
Diese dünnen Eisenbänder sind um antike Kisten herum geschlagen und erhöhen nochmals die Festigkeit.
Dabei haben sie den Nebeneffekt, dass auch die Seitenwände durch leichteres Schichtholz ersetzt werden können.
Insgesamt wiegt die Kiste dadurch weniger und ist dennoch zur schweren Beladung (etwa mit Werkzeug) geeignet.
Diese aus praktischen Erwägungen hervorgehenden Variationen erzeugen faszinierende Objekte mit viel praktischem Nutzen.
Das Einsparen von Gewicht bei gleichzeitiger Erhöhung der Belastbarkeit war in den vergangenen Jahrzehnten zentrales Anliegen bei der Weiterentwicklung von Lager- und Transportmöglichkeiten.
Dabei wurde mit Werkstoffen aus Holz ein Stand erreicht, der sogar den Einsatz von Holzkisten im Luftfrachtverkehr (hier bei der Fluggesellschaft "Interflug") ermöglichte.
Die Gestaltungskultur alter Holzkisten ist jedoch von vielen weitern Faktoren bestimmt.
Seit Beginn der industriellen Massenfertigung von Holzkisten werden diese auch gerne als Werbeträger verwendet.
Große Konzerne wie Henkel (Persil) machten von dieser Gelegenheit ebenso Gebrauch wie kleine, regionale Unternehmen.
Dabei wurden Logos, Embleme und Symbole ebenso wie kleine Reklametexte einfach direkt auf das Holz gedruckt oder gebrannt.
Doch auch vollflächige Farbaufträge sind auf historischen Holzkisten weit verbreitet.
Sie verändern den ursprünglichen Charakter der Kästen, erzeugen andere Eindrücke und erweitern das vielfältige Erbe historischer Industriekultur der vergangenen einhundert Jahre.
Zum zweite Teil dieses Blogbeitrages zu antiken Kisten und Kästen gelangen Sie über folgenden Link: