Wie ich in Indien einen weit gereisten alten Koffer erstand.
yesterday-industries • 26. März 2021
Wie ich in Indien einen weit gereisten alten Koffer erstand.
Wenn man sich darüber informiert, welches die Voraussetzungen sind, um sich auf dem indischen Subkontinent ein wenig unternehmerisch zu engagieren, trifft man auf vieles: Kenntnisse der Landessprache, Erfahrung im internationalem Handelsrecht, gute Beratung und mehr.
Im Laufe der Zeit habe ich auch alles bestätigt gefunden, doch im Alltag dominieren Hürden, bei denen solche Aspekte eine geringe Rolle spielen.
Wenn ich früh in Calcutta meine Räume verlasse, um dem Tagesgeschäft nachzugehen, komme ich nach wenigen Schritten an einem Mann vorbei, der Obst verkauft.
An dem Stand sind einige Früchte in Blechschüsseln auf einem großen alten Koffer gestellt, er selbst sitzt nebenan auf einem kleinen hölzernen Handkarren.
Eines Tages machte ich bei ihm Halt und erwarb einige Mangos. Dabei fiel mein Blick auf seinen alten Koffer.
Er war ungefähr 100 Jahre alt und herrlich braun, auf seiner Oberfläche sah ich Hotelaufkleber aus aller Welt.
Sofort hatte ich den drängenden Impuls, den alten Überseekoffer näher zu betrachten, wendete meinen Blick jedoch rasch auf den Obsthändler, zahlte und ging weiter.
Von da an stoppte ich täglich bei dem Mann, erwarb etwas Obst und betrachtete dabei diskret den Koffer.
Er war schön, aber in schlechtem Zustand und es würde mich einige Arbeit kosten, ihn in eine bessere Form zu versetzen.
Ich beschloss, den Tagesablauf des Obsthändlers näher zu betrachten.
Er kam früh mit seinem Handwagen, machte die Sticke los, mit dem der Koffer festgebunden war, ließ ihn auf den Fußweg fallen und öffnete ihn anschließend.
Nun sortierte er Obst und Schüsseln heraus, klappte den Koffer zu und platzierte zum Schluss alles auf der Deckplatte.
Wenn er etwas verkaufte, packte er es in eine Zeitung, kassierte, gab es dem Käufer und sprach anschließend mit den umliegenden Händlern.
Abends schob er die Reste des Obstes in den Rinnstein, packte die Blechschüsseln ein, lud den Koffer auf den Handwagen, band ihn fest und ging damit fort.
Lange und oft dachte ich darüber nach, wie ich den Koffer erwerben könnte. Nach seinem Preis zu fragen, war ausgeschlossen.
Hätte ich das getan, so wäre seine Antwort "hunderttausend Rupie" gewesen.
Westliche Ausländer gibt es nur wenige in Calcutta und wenn einer der seltenen weißen Männer sich für seinen Koffer interessiert, musste es ein wertvolles Ding sein.
Jede weitere Verhandlung mit dem Obsthändler wäre aussichtslos.
Im Laufe der Zeit habe ich auch alles bestätigt gefunden, doch im Alltag dominieren Hürden, bei denen solche Aspekte eine geringe Rolle spielen.
Wenn ich früh in Calcutta meine Räume verlasse, um dem Tagesgeschäft nachzugehen, komme ich nach wenigen Schritten an einem Mann vorbei, der Obst verkauft.
An dem Stand sind einige Früchte in Blechschüsseln auf einem großen alten Koffer gestellt, er selbst sitzt nebenan auf einem kleinen hölzernen Handkarren.
Eines Tages machte ich bei ihm Halt und erwarb einige Mangos. Dabei fiel mein Blick auf seinen alten Koffer.
Er war ungefähr 100 Jahre alt und herrlich braun, auf seiner Oberfläche sah ich Hotelaufkleber aus aller Welt.
Sofort hatte ich den drängenden Impuls, den alten Überseekoffer näher zu betrachten, wendete meinen Blick jedoch rasch auf den Obsthändler, zahlte und ging weiter.
Von da an stoppte ich täglich bei dem Mann, erwarb etwas Obst und betrachtete dabei diskret den Koffer.
Er war schön, aber in schlechtem Zustand und es würde mich einige Arbeit kosten, ihn in eine bessere Form zu versetzen.
Ich beschloss, den Tagesablauf des Obsthändlers näher zu betrachten.
Er kam früh mit seinem Handwagen, machte die Sticke los, mit dem der Koffer festgebunden war, ließ ihn auf den Fußweg fallen und öffnete ihn anschließend.
Nun sortierte er Obst und Schüsseln heraus, klappte den Koffer zu und platzierte zum Schluss alles auf der Deckplatte.
Wenn er etwas verkaufte, packte er es in eine Zeitung, kassierte, gab es dem Käufer und sprach anschließend mit den umliegenden Händlern.
Abends schob er die Reste des Obstes in den Rinnstein, packte die Blechschüsseln ein, lud den Koffer auf den Handwagen, band ihn fest und ging damit fort.
Lange und oft dachte ich darüber nach, wie ich den Koffer erwerben könnte. Nach seinem Preis zu fragen, war ausgeschlossen.
Hätte ich das getan, so wäre seine Antwort "hunderttausend Rupie" gewesen.
Westliche Ausländer gibt es nur wenige in Calcutta und wenn einer der seltenen weißen Männer sich für seinen Koffer interessiert, musste es ein wertvolles Ding sein.
Jede weitere Verhandlung mit dem Obsthändler wäre aussichtslos.
Zudem hätten Händler der benachbarten Stände das Gespräch mitbekommen, wären herbei gelaufen, um sich einzumengen und dem Eigentümer des Koffers zu raten, einen noch viel höheren Preis zu fordern.
Ich hätte dem Obsthändler und seinen Nachbarn Hoffnung auf einen riesigen Gewinn gemacht und sie dann enttäuscht.
Damit nicht genug. Mein Interesse wäre in der Straße bekannt geworden, in der Folgezeit hätten mich viele Angebote zu weiteren Koffern, natürlich mit ähnlich horrenden Preisen erreicht.
So ging ich an einem Morgen sehr früh zum Platz des Händlers, er hatte gerade seine Tagesvorbereitungen abgeschossen.
Um diese Zeit war die Straße noch leer und wir waren fast allein.
Ich gab vor, in Eile zu sein, bedeutete ihm, dass ich überraschend eine große Gruppe Gäste zum Frühstück empfangen hätte und machte klar, dass ich sofort all sein Obst erwerben müsse, damit ich etwas zur Bewirtung hätte.
Voller Glück erhob sich der Verkäufer. Er nannte mir den Preis und ich sagte ihm den Kauf zu.
So begann er, das Obst einzuwickeln und mir Stück für Stück zu geben, doch bald waren meine Arme voll.
Ich hätte dem Obsthändler und seinen Nachbarn Hoffnung auf einen riesigen Gewinn gemacht und sie dann enttäuscht.
Damit nicht genug. Mein Interesse wäre in der Straße bekannt geworden, in der Folgezeit hätten mich viele Angebote zu weiteren Koffern, natürlich mit ähnlich horrenden Preisen erreicht.
Ein um das andere Mal hätte ich freudige Erwartungen zerstören müssen.
So ging ich an einem Morgen sehr früh zum Platz des Händlers, er hatte gerade seine Tagesvorbereitungen abgeschossen.
Um diese Zeit war die Straße noch leer und wir waren fast allein.
Ich gab vor, in Eile zu sein, bedeutete ihm, dass ich überraschend eine große Gruppe Gäste zum Frühstück empfangen hätte und machte klar, dass ich sofort all sein Obst erwerben müsse, damit ich etwas zur Bewirtung hätte.
Voller Glück erhob sich der Verkäufer. Er nannte mir den Preis und ich sagte ihm den Kauf zu.
So begann er, das Obst einzuwickeln und mir Stück für Stück zu geben, doch bald waren meine Arme voll.
Er gab zu verstehen, ich solle es nach Hause tragen und mit einer Tasche wiederkommen, um damit den Rest heim zu schaffen.
Ich widersprach, wollte doch meine Gäste nicht warten lassen. Der Händler schaute sich suchend um, doch es war niemand da, den wir um Hilfe bitten konnten.
Wenn ich in den folgenden Tagen am Stand des Obsthändlers vorbei lief, bemerkte ich, dass er statt des Koffers nun eine alte Holztruhe als Warentisch nutzte.
Wenn er mich sah, hob er abwehrend die Arme und sagte "No, no Sir, not back. I have other one", zeigte dann auf seine Truhe.
Ich widersprach, wollte doch meine Gäste nicht warten lassen. Der Händler schaute sich suchend um, doch es war niemand da, den wir um Hilfe bitten konnten.
Ich beugte mich nieder, ließ das Obst zu Boden sinken, zeigte auf seinen Koffer und sagte "1000 Rupie!" - einen Preis, der es im ermöglichen würde, einen Ersatzkoffer zu erwerben und nebenbei einen guten Gewinn einzustreichen.
Er war einverstanden und nahm freudig das Geld. Dann brachten wir die Früchte in dem Koffer unter und ich eilte mit der riesigen Fracht glücklich davon.Wenn ich in den folgenden Tagen am Stand des Obsthändlers vorbei lief, bemerkte ich, dass er statt des Koffers nun eine alte Holztruhe als Warentisch nutzte.
Wenn er mich sah, hob er abwehrend die Arme und sagte "No, no Sir, not back. I have other one", zeigte dann auf seine Truhe.
Er war besorgt, ich würde ihm den leeren Koffer wiederbringen und das Geld zurückfordern.
Doch ich dankte ihm nur freundlich für seine Hilfe.
So war er nach einigen Tagen beruhigt und es ergab sich wieder Gelegenheit, von Zeit zu Zeit etwas Obst bei ihm zu erwerben.