Der antike Rollladenschrank, Vielfalt in Form und Funktion. (Teil 2 von 2)
Dies ist der zweite Teil eines Blogs über Vielfalt und Funktion alter Rollladenschränke.
Während im ersten Teil kleinere Rollomöbel vorgestellt wurden, nehmen wir nun größere Schränke, Sideboards und Schreibtische mit Rollladen in den Blick.
Rollladenschränke aus Holz sind ein zentraler Bestandteil der Büromöbelgeschichte des 20. Jahrhunderts.
In größerer Anzahl werden sie seit einhundert Jahren gefertigt, ihre weiteste Verbreitung fanden sie während der 1950er und 1960er Jahre , bevor sie gegen Ende der 70er Jahre durch andere Möbel ersetzt wurden.
Ihr Design blieb jedoch bis zum Ende ihrer Ära von den Ideen des Bauhaus und dem Art Deco geprägt, sogar in den 1970er Jahre gefertigte Rollladenschränke sind immer wieder von klaren Rückgriffen auf die Gestaltungsideen der 1920er Jahre geprägt.
Ein Beispiel dafür gibt das Modell auf dem folgenden Bild.
Es wurde in den 1970ern hergestellt und ist heute fast völlig aus unseren Wohn- und Arbeitsräumen verschwunden.
Auf alten Dachböden oder in Kellern hingegen ist es noch häufig anzutreffen, meist sogar in Gruppen.

Obwohl dieser antike Rollladenschrank zu den letzten in Großserie produzierten Modellen aus Holz gehört, ist seine Gestaltung auf merkwürdige Weise von Reminiszenzen an die Zeit der 1920er Jahre geprägt.
Eine Erscheinung, die öfter am alten Rollladenschrank auftritt, sind Markungsschilder auf ihrer Oberfläche, meist von Herstellern oder von den Unternehmen, in denen sie als Aktenschränke eingesetzt waren.
Bis in die 1950er Jahre hinein war das schmalhohe Modell auf den folgenden Bildern weit verbreitet. Mit einer Höhe von 240cm sind diese Rollladenschränke wahre Türme.
Besonders oft wurden sie in Reihen zu viert oder fünft gestellt und nahmen dabei nur wenig Raum in Anspruch.
Dennoch bot eine solche "Rollladenwand" reichliche Stauflächen.
Auch als Einzelstücke haben diese langen Rollladenmöbel besondere Vorteile, denn sie eignen sich ideal für bauliche Nischen und können dabei je Stück nahezu 100 Aktenordner beherbergen.

In ihrer teilweise ausgesprochen flachen Bauart stehen Sideboards mit Rollo konträr dazu.
Auch als Kombinationsmöbel (oft zweiteilig) sind sie zu finden.
In ihrer Mitte sind sie mit einem Einlegeboden unterteilt.
Ursprünglich konzipiert zur Ablage von großformatigen Einzelblättern wie technischen Zeichnungen, werden sie heute gerne als stilvolle Lowboards für TV- Geräte genutzt.
Gelegentlich sind ihre Oberflächen mit Linoleum versehen.
Es gibt jedoch auch höhere Sideboards mit Rollladen. Oft werden dabei zwei Rollläden in einem Schrank kombiniert.
Klassischerweise werden auch bei diesen Stücken Möbeltiefen von 40cm kaum überschritten, was sie für die Verwendung in engen Bereichen oder kleinen Räumen auszeichnet.
Es gibt auch Rolloschränke, die mit anderen Möbelformen kombiniert werden.
Ein Klassiker ist dabei der hölzerne Roll- und Schubladenschrank, der in dutzenden Varianten von verschiedensten Herstellern gebaut wurde.
Ebenso gibt es Schränke, in welchen die herkömmliche Bauart von zwei Schranktüren mit der Idee des Rollladen kombiniert wird.
Bis heute hat sich eine Bauform mit horizontal beweglichen Rollläden erhalten, bisweilen sind solche Schränke in mehreren Etagen angelegt, so dass auf einer Fläche von zwei Quadratmetern bis zu acht Rollos verbaut sind.
Während früher Holz verwendet wurde, sind sie heute meist aus Kunststoff oder Metall.
Die platzsparende Lagerung von Aktenordnern Din A4 steht hierbei im Vordergrund.
Die letzte Gruppe historischer Rollladenmöbel, die an dieser Stelle vorgestellt werden, sind Rollladenschreibtische.
Ihr Zweck ist häufig mit der Nutzung von Schreibmaschinen verbunden.
Bei folgendem Typ wird dies besonders deutlich.
Das Fach links mit dem kleineren Rollladen barg früher eine Schreibmaschine.
Zunächst wird der Rollladen herunter gelassen, dann die Tischplatte zur Seite und ein Brett nach oben geschoben, auf dem früher eine Schreibmaschine platziert war.
Auch der folgende Schreibtisch ist auf die Nutzung für Arbeiten an einer Schreibmaschine ausgerichtet.
Er hat eine geringe Tiefe, bietet gerade genug Platz für einen Schreibapparat.
Hinter den Rollläden sind einige Schubladen zur Ablage von Schriftgut, die Mittelschublade dient für Schreibzubehör.

Noch reduzierter ist die Bauform dieses Rollladenschreibtisches aus Holz, er stammt aus den 1930er Jahren und war ausschließlich zum Schreibmaschineschreiben gedacht.
Das folgende Bild zeigt sein Pendant aus den 1960er Jahren. Im Kontext der Wirtschaftlichkeit wurde auf Verzierungen völlig verzichtet. Übrig blieb ein Holzgestell mit einem kleinen integrierten Rollladenbereich.
Erwähnenswert ist, dass diese Schreibtische sehr niedrig sind und Tischplattenhöhen von 65cm kaum überschreiten.
Dies war dem Aspekt der Ergonomie geschuldet, denn eine auf dieser Höhe stehende Schreibmaschine (Schreibmaschinen waren früher groß) ermöglichte, dass die Hände waagerecht zum Ellenbogen auf der Tastatur lagen.
Doch auch heute sind diese kleinen Schreibtische äußerst beliebt und werden, wenn sie die Jahrzehnte seit ihrer Herstellung gut überstanden, oft täglich genutzt.
Insbesondere als Telefontische oder Schreibtische für Kinder sind sie in Verwendung. Durch ihren geringen Umfang eignen sie sich als formschöne Sideboards im Flur.
Andererseits versteckt sich in ihrem Inneren ein Ordnungssystem in Form von dicken Holzschubladen, welche sehr robust sind.
Und sollte doch einmal etwas kaputt gehen, lässt es sich ganz sicher reparieren.
Natürlich gibt es auch große Rollladenschreibtische mit einer geräumigen Arbeitsplatte.
Hölzerne Rollladenmöbel haben die Eigenschaft, Räumen in denen sie verwendet werden, eine besondere Atmosphäre zu verleihen, denn sie verbreiten ein Flair von Geschichte und Stil.
Überdies sind sie sehr praktisch, über viele Jahrzehnte verwendbar und dabei auf wunderbare Weise zeitlos, klassisch und schön.