Burra Bazar, Kalkutta. Marktbilder und Eindrücke aus Ostindien.
Wir sind in der Gegend um Burrabazar in Kalkutta unterwegs. Das hier liegende Marktviertel wird täglich von Millionen Menschen besucht.
In unmittelbarer Nähe liegt die Howrah Brücke, sie gilt als meist gequerte Brücke der Welt.
Ihr Verkehrsfluss führt durch das Quartier und erhöht den ohnehin dichten Verkehr und die Menge an Menschen, die hier unterwegs sind.
In den Seitenstraßen ist der motorisierte Verkehr geringer, doch auch hier ist alles in Bewegung.
Vom frühen Morgen bis zum späten Abend werden hier große Mengen an Waren in Kontore verschafft oder aus Lagerhäusern auf Fahrzeuge geladen.
Gabelstapler finden sich hier kaum.
Die Handelswaren werden auf Wägen und Karren bewegt, ein endloser Strom von Vehikeln und Menschen durchquert die Viertel.
Zehntausende Träger verrichten ihr Werk. Sie bewegen schwere Säcke mit Lebensmitteln, etwa Reis, und alle anderen Waren, die hier gehandelt werden.
Allein im Großhandel mit Textilien sind in jeder Straße dutzende Firmen ansässig.
50 Kilo und mehr tragen die Arbeiter auf ihrem Kopf, be- und entladen die Lastkraftwagen, welche die Straßenränder säumen.
Über vielen LKW sind große Tücher gespannt, sie bieten etwas Schutz vor der Sonne.
40 Grad und mehr werden zu dieser Jahreszeit täglich erreicht.
Über Stiegen oder Treppen werden die Lasten bis zur Bordwand hinauf getragen und dort von Packern entgegengenommen.
Sie stellen sicher, dass die Waren platzsparend untergebracht werden und Gewichte gleichmäßig im Laderaum verteilt sind.
Gegen die heiße Sonne schützen sich die Männer auch mit Tücher, die sie sich über Stirn und Haare legen.
Sie erleichtern es zudem, große Lasten auf dem Kopf zu tragen.
Hier in Barrabazar ist das historische Zentrum Kalkuttas.
Während vergangener Jahrhunderte ließen sich in der Gegend viele Menschen nieder. Europäer, Juden aus Vorderasien, chinesische Christen, Armenier oder Moslems aus Karatschi.
Sie prägten die kosmopolitische Atmosphäre der Stadt ebenso wie Zuwanderung aus dem Himalaya, Burma und allen Teilen des indischen Subkontinents.
Bis heute wird die Metropole von immer neuen Wellen der Zuwanderung erfasst, viele der Ankommenden sind auch in dieser Gegend tätig.
Lastenträger und Rikscha-Zieher in Kalkutta gelten als weltweites Synonym für Armut.
In westlichen Medien werden sie oft dargestellt, um Not und Elend abzubilden.

Meist sind sie aus ländlichen Gebieten oder dem benachbarten Bangladesch nach Kalkutta eingewandert, um hier für eine bessere Zukunft zu arbeiten.
Die Lebenswege früherer Zuwanderer aus vergangenen Jahrzehnten zeigen, dass dies vielen gelingt, jedoch erst in zweiter oder dritter Generation.
In Kalkutta angekommen, gründen viele rasch eigene Familien.
Sie leben dabei in armen Verhältnissen und sind in einer anspruchsvollen Rolle.
Mit den Einnahmen als Träger versuchen sie ihren Kindern eine bessere Bildung und sozialen Aufstieg zu ermöglichen.
Zugleich sehen sie sich verpflichtet, Gelder an die in der Heimat Zurückgebliebenen zu senden. Nicht alle können diesen Spagat bewältigen.
Die Gefahr von Krankheit oder Verletzungen schwebt stets über ihnen.
Die Migranten sind mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert und sehen sich komplexen bürokratischen Sachverhalten gegenüber.
Zum Beispiel gehören Rohingya aus Myanmar zur Gruppe der Staatenlosen, die hier tätig sind.
Sie haben keine Pässe und ringen darum, als Einwohner der Stadt Geltung zu erhalten.
Bei Gesprächen mit Menschen in Kalkutta über deren eigene Familienbiografie ergibt sich oft, dass ihre Vorfahren in die Stadt migrierten.
So gelangten in den 1970er Jahren binnen weniger Wochen Millionen Menschen nach Kriegshandlungen als Vertriebene in die Metropole.
Ihre Nachkommen bilden heute einen erheblichen Teil der Einwohnerschaft Kalkuttas.
Spricht man mit Ihnen, ist die Migrationserinnerung noch immer präsent.
Ihre Eltern oder Großeltern erreichten die Stadt mittellos und verarmt.
Vielen gelang es trotz extremer Not, Fuß zu fassen. Die ihnen folgende Generation hat sich bereits in Bildung, Wirtschaft und Verwaltung etabliert.
Die Hoffnung auf ähnlichen Erfolg treibt stete Zuwanderung ebenso voran, wie Flucht vor Verfolgung oder teils wenig angenehme Lebensverhältnisse in ländlichen Gebieten.
Über den folgenden Link gelangen Sie zum nächsten Teil dieser Foto- Reise durch Kalkutta.
https://www.yesterday-industries.com/burra-bazar-kalkutta-fahrzeugkunst-in-ostindien