Antike Schubladenschränke aus Holz und Metall. Praktische Ordnungssysteme und viel Stauraum. Teil 3 von 3
Im ersten und zweiten Teil dieses Blogs zu alten Schubladenschränken wurden deren zentrale Gestaltungsmerkmale dargelegt und Bezug auf ihre Geschichte genommen. Der dritte Teil geht nun auf Material (insbesondere Metall) und deren farbliche Gestaltung ein.
Wenn wir einen Blick auf die Werkstoffe werfen, aus denen antike Schubladenschränke gefertigt sind, ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, dass ihre Blüte aus dem Wunsch einer gewerblichen Nutzung entsprang.
Historische Schubladenschränke gelangten vor dem Hintergrund ihrer Nutzung als Ladenmöbel, Karteischränke, Fabrik- und Industriemöbel zu Reife und Formvollendung.
Ein typisches Beispiel für ihre Historie ist dieser alte Karteikartenschrank (um 1920) aus einer Bank.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden überall Gewerbekomplexe wie Bürogebäude, Fabriken und Werkstätten, in denen große Mengen an ähnlichen oder gleichartigen Materialien, zum Beispiel Papier, gelagert werden sollten.
Zu dieser Zeit war Holz im Möbelbau der am weitesten verbreitete Baustoff.
Dabei erlangte die Nutzung eines weiteren Materials an Bedeutung, da es endlich in großen Mengen verarbeitet wurde: Eisen bzw. Metall.
Der Wunsch, immer größer werdende Mengen an Dingen aller Art aufzubewahren, und seine Realisierbarkeit trafen zu einem idealen Zeitpunkt aufeinander.
Holz und Metall waren die Werkstoffe, die nun gemeinsam in großer Zahl verarbeitet werden konnten.
Ein klassischer Vertreter dieser Kombination ist hier dargestellt.
Der Rahmen des Schrankes ist aus Metall, die Schubladen aus Vollholz.
Gleichzeitig wurden auch Maschinen entwickelt, diese Materialen rasch und kostengünstig zu verarbeiten.
Auf dieser Basis gelang es, Bestandteile von Möbeln in normierten Größen bei gleichbleibend hoher Qualität zu fertigen.
Dabei kam ein weiterer Faktor zum tragen, welcher der Idee des Schubladenschrankes zu Verbreitung verhalf: eine erhebliche Reduktion der Produktionskosten.
Während vorher einzelne Handwerker alle Arbeiten zur Fertigung eines Möbels, oft sogar unter der eigenen Herstellung der dafür erforderlichen Werkzeuge, selbst durchführen mussten, führte die industrielle Massenproduktion mit Maschinen zur Spezialisierung und somit zu erheblicher Kostenreduktion.
Auch Messing wurde in diesem Zuge in großen Mengen preiswert verfügbar und ließ sich maschinell verarbeiten.
Dies führte dazu, dass Beschläge und Schauben aus diesem Material begannen, die Fronten von Schubladenschränken zu prägen.
Insbesondere der Muschelgriff gehört seit dieser Zeit zu den klassischen Insignien eines Möbels mit vielen Schubladen.
Während Metall zunächst nur in geringen Mengen (z.B. bei den Beschlägen oder als Gestell) verwendet wurde, begann es bald eine zentrale Rolle einzunehmen.
Denn Eisen war günstiger, robuster und langlebiger.
Maschinelle Biege- und Falztechniken ermöglichten es, hauchdünne Stahlplatten zu stabilen Konstrukten zu verarbeiten. So wurde Holz vor allem bei der Herstellung von Fabrikmöbel zunehmend obsolet.
Bei Fabrikschränken gelangte es oft nur noch als dekorative Reminiszenz an die Vergangenheit zum Einsatz, ehe es seine Bedeutung weitgehend verlor.
Seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht diese Entwicklung in Möbeln aus Edelstahl, die heute das Bild gewerblicher Küchenbetriebe prägen.
Doch ehe der letzte Punkt erreicht war, vergingen lange Jahrzehnte der Entwicklung, vor allem im Hinblick auf die Akzeptanz der Ästhetizität von Metall.
Denn die Verwendung von Stahl im Möbelbau war zunächst von dem Gedanken begleitet, seine eigentliche Natur zu verbergen, den Werkstoff möglichst holzähnlich und in diesem Sinne dekorativ zu gestalten.
So wurde versucht an Schubladenschränken aus Metall wenigstens kleine Mengen an Holz einzusetzen (die Bilder oberhalb dieses Textes legen Zeugnis darüber ab), um den Charakter des Metalls zu kaschieren.
Besonders in den 1910er und 1920er Jahren, als Metall im Möbelbau immer populärer wurde, unternahm man viele Versuche, dennoch einen hölzernen Charakter zu imitieren.
Beispiel dafür geben diese drei Schränke. Sie sind komplett aus Metall gefertigt.
Dies erschließt sich aber erst auf den zweiten Blick.
Er verrät, dass die Oberfläche mit Farbe bestrichen und anschließend mit einem Maserierwerkzeug so bearbeitet wurde, dass sich ein hölzernes Aussehen ergibt.
Parallel wurde die Praxis, Metalloberflächen mit klassischen Farbaufträgen zu versehen, zum geeignetsten Standard und entwickelte vielfältige Formen.
Dies ermöglichte es, das Metall vor Rost zu schützen, und gab der Vielfalt von Gestaltungswünschen entsprechenden Freiraum.
Bei in heutiger Zeit durchgeführten Restaurationsarbeiten an alten Schubladenschränken aus Metall wird hingegen vielfach besonderen Wert darauf gelegt, alte Farbaufträge zu entfernen und die Oberfläche danach so zu belassen.

Dadurch bildet sich die ideale Grundlage, um den Merkmalen der Herstellung nachzuspüren und ihre Geschichte erlebbar zu machen.
Schweißpunkte aus dem Fertigungsprozess, Rost und Nutzungsspuren aus langen Jahrzehnten erzeugen charakterstarke, authentische Oberflächen mit viel altem Flair.